Europa im Juni 2015

Ich sehe ein Europa vor mir,
das akzeptiert, daß jeder zweite Jugendliche in Spanien arbeitslos ist,
das sich anhört,
daß in Ungarn die Regierung die Einführung der Todesstrafe “diskutiert”,
das einen Partner hat ( Polen),
der in der Flüchtlingsfrage sich die Aufnahme von nur 60 Familien zumuten kann, und wenn,…,
dann sollten es christliche Flüchtlinge sein.

Ein Europa,
das sich mit großem finanziellen Engagement in der Ukraine bewegt,
ohne seinen Bürgern mitzuteilen, wohin das Geld tatsächlich fließt.

Ein Europa, das mit den USA sich der Putinschen Strategie unterwirft, indem es Diplomatie durch Säbelrasseln ersetzt.

Ein Europa, das  in persona der deutschen Kanzlerin von der “großen Familie im Jahr 2015″ spricht, dabei aber verschweigt, daß vor 5 Jahren, als die Griechenland-Krise in den Anfängen war, ein Mitglied der Familie als Gesellschaft in toto diskreditierte, und die Finanzhilfen nur an die Banken gab.

Es gibt auch, und das ist meine Hoffnung, gesellschaftliche Bewegungen in der Welt, die nicht in ein Ost-West-Raster gedrückt werden können.

Es gibt für mich auch ein Europa, als ein Kontinent, der Platz für Gedanken und für Innovationen hat, und sich gegenüber anderen Kontinenten
öffnet, in Demut vor den Anstrengungen auch der anderen.

Und…, es bewahrheitet sich, daß gesellschaftliche Bewegungen, Entwicklungen, nur aus der Gesellschaft heraus sich entwickeln können.
Und , daß in einer Gesellschaft wie der türkischen, die Macht der demokratischen Wahl sich auf die Toten der Kurden im Kampf gegen die IS beruft, sich die brutale Beeinflussung der Wahl durch das Staatsoberhaupt nicht gefallen läßt.

Der Machtkampf ist nicht ausgestanden, es kann auch zu einer rechtsnational-islamistischen Mehrheit kommen, doch alle Einschränkungen können die Bilder der engagierten Bürger und deren common sense nicht auslöschen.

Hier ist die türkische Wahl eine Anregung für Europa, sich seiner Gesellschaften und deren demokratischen Ansprüche eines Wahlrechts und dessen aktiver Ausübung zu besinnen.

Ein Europa, das sich seiner Heterogenität bewußt sein sollte, um daraus eine Stärke auch nach innen zu entwickeln.