Politik und Poetik – Auszug aus einem Gespräch von Claus Leggewie, Politologe, und Alexander Kluge, Filmemacher und Autor, 2011

Die  Behandlung verschiedener Themen in Europa durch die Politik und die Medien lassen mich die beiden , Alexander Kluge und Claus Leggewie, aus 2011 zitieren.

Leggewie:

“Das Politische und das Erzählende bedingen einander.”

 

Kluge:

“Was an Überfülle gesammelter Tatsachen von selbst entsteht, bildet zunächst eine Wüste, ein “übermächtige zweite Natur”. Das Überangebot von Fakten in der Welt, von Meldungen in den Medien und von Information im Netz, provoziert eine Abwehrhaltung in den Menschen: gib mir einen Grund, das Zuviel davon abzuwählen, und ich kann mich in der Welt bewegen.

Was wir brauchen und bauen könnten , ist Vielfalt. Sie entsteht dadurch, daß sich zunächst die wichtigen Tatsachen nicht gegenseitig erschlagen, wie im März dieses Jahres ( 2011) , sondern daß sie einander nebeneinander dulden.

Das ist das, was erzählen heißt. Insofern gehört das POETISCHE zu den Lebensmitteln, von denen das POLITISCHE sich nährt.”

 

 

 

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Die Welt ist bunt

An einer Nürnberger Mittelschule: eine Eingangsklasse von Kindern aus 12 Ländern,
… aus Flüchtlingsfamilien.
“Fragen Sie mich bitte nicht nach der Legitimität des Flüchtlingsstatus. Es sind Kinder, die sind einfach da, und sie lernen in der Schule, und das ist gut so.”
Sagt mit der betreuende Lehrer und setzt mir meine Grenzen, von legitimen Flüchtlingen zu sprechen.

Im Januar habe ich die Klasse besucht. ich konnte fragen, ich wurde befragt.
Ich besuche die Klasse nach 4 Monaten und bin überrascht von den Sprachkenntnissen der deutschen Sprache und vom sozialen Umgang miteinander.
Ein Projekt über drei Tage, zusammen mit einer Kunstpädagogin von “außen”, individuelle Arbeiten, als Vorlauf  einer Gruppenarbeit, Fantasie, Abstimmung in der Gruppe, ich beobachte nur …
Die Welt kann so bunt sein.

 

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Der italienische Ministerpräsident Renzi zu Europa: “back to the future”

Am 1.Juli 2015  hielt Renzi eine Rede an der Humboldt Universität in Berlin.

Neben Politikern, Wissenschaftlern waren mindestens 500 Studenten anwesend.

Zu ihnen sprach Renzi in einer Art, die ich lange , was Europa betrifft , vermißt habe.

Ich zitiere:

” Wir brauchen Euch und diese Räume des Denkens, nicht die Glaskuppel in Brüssel, wir brauchen Eure Gedanken, eure Visionen.”

“Wir haben bei uns in Italien nicht Kürzungen vorgenommen, um dann zu sehen, daß das in Griechenland nicht passiert “

“Europa muß stark sein, um mit anderen die Probleme der Welt wie Terrorismus, Flüchtlingsströme zu versuchen zu lösen.”

 

Seine Rede basierte auf einem integrativen Ansatz und auf Kooperation, nicht auf Konfrontation.

 

Die Hoffnung auf einen neuen Ansatz, der , wie der Titel seiner Rede, sich auf die Politik von Adenauer, Brandt und Kohl bezieht.

 

Renzi sprach von sich als 14-jährigen, als er mit seiner Familie in Mailand den Fall der Mauer in Deutschland feierte.

 

Wie , so Renzi, kann ich heute meinem 14-jährigen Sohn erklären, daß wir in Europa wieder Mauern bauen wollen.

Europa im Juni 2015

Ich sehe ein Europa vor mir,
das akzeptiert, daß jeder zweite Jugendliche in Spanien arbeitslos ist,
das sich anhört,
daß in Ungarn die Regierung die Einführung der Todesstrafe “diskutiert”,
das einen Partner hat ( Polen),
der in der Flüchtlingsfrage sich die Aufnahme von nur 60 Familien zumuten kann, und wenn,…,
dann sollten es christliche Flüchtlinge sein.

Ein Europa,
das sich mit großem finanziellen Engagement in der Ukraine bewegt,
ohne seinen Bürgern mitzuteilen, wohin das Geld tatsächlich fließt.

Ein Europa, das mit den USA sich der Putinschen Strategie unterwirft, indem es Diplomatie durch Säbelrasseln ersetzt.

Ein Europa, das  in persona der deutschen Kanzlerin von der “großen Familie im Jahr 2015″ spricht, dabei aber verschweigt, daß vor 5 Jahren, als die Griechenland-Krise in den Anfängen war, ein Mitglied der Familie als Gesellschaft in toto diskreditierte, und die Finanzhilfen nur an die Banken gab.

Es gibt auch, und das ist meine Hoffnung, gesellschaftliche Bewegungen in der Welt, die nicht in ein Ost-West-Raster gedrückt werden können.

Es gibt für mich auch ein Europa, als ein Kontinent, der Platz für Gedanken und für Innovationen hat, und sich gegenüber anderen Kontinenten
öffnet, in Demut vor den Anstrengungen auch der anderen.

Und…, es bewahrheitet sich, daß gesellschaftliche Bewegungen, Entwicklungen, nur aus der Gesellschaft heraus sich entwickeln können.
Und , daß in einer Gesellschaft wie der türkischen, die Macht der demokratischen Wahl sich auf die Toten der Kurden im Kampf gegen die IS beruft, sich die brutale Beeinflussung der Wahl durch das Staatsoberhaupt nicht gefallen läßt.

Der Machtkampf ist nicht ausgestanden, es kann auch zu einer rechtsnational-islamistischen Mehrheit kommen, doch alle Einschränkungen können die Bilder der engagierten Bürger und deren common sense nicht auslöschen.

Hier ist die türkische Wahl eine Anregung für Europa, sich seiner Gesellschaften und deren demokratischen Ansprüche eines Wahlrechts und dessen aktiver Ausübung zu besinnen.

Ein Europa, das sich seiner Heterogenität bewußt sein sollte, um daraus eine Stärke auch nach innen zu entwickeln.

“Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zum Friedhof wird”

Forderung nach einer europäischen Flüchtlingspolitik,
Vergleich Europas mit einer Oma,
Kritik an der Wirtschaftsorientierung der EU:
Was der Papst im Europaparlament sagte.

Link zur Ansprache:
http://www.sueddeutsche.de/politik/papst-franziskus-rede-im-wortlaut-man-kann-nicht-hinnehmen-dass-das-mittelmeer-zum-friedhof-wird-1.2236933

Shanghai im November 2014 – Berichte in den Zeitungen vor Ort: Zur Klimapolitik

Willkürlich, oder auch bewusst ausgewählt, –
und in unser europäisches Konzeptdenken einfließen lassen.

 

” … all die Aktivitäten zur Umstellung der Energiegewinnung mit Solar, Windkraft und anderen erneuerbaren Energien würde das Wirtschaftswachstum gerade mal um 0,06 % pro Jahr reduzieren.”

 

” Wie auch die USA und Japan hat die EU große Teile der industriellen Produktion nach Asien, Südamerika und Afrika verlagert …”

 

 

Shanghai im November 2014 – Berichte in den Zeitungen vor Ort: Zur Elektromobilität

Willkürlich, oder auch bewusst ausgewählt, –
und in unser europäisches Konzeptdenken einfließen lassen.

 

Elektromobilität in China und in Deutschland.

Die Palette von Elektroautos des Deutschen Autobauers ist bereit für eine E-Revolution auf Chinas Straßen.

 

Chinese is the key that will open the doors to the world´s biggest market.

Die Türkei hat ihren Präsidenten gewählt

 

Meine Einschätzung.

 

1. Trotz der Einschränkung der Pressefreiheit, trotz der Einschüchterung seiner Gegner, trotz der medialen einseitigen Unterstützung, hat Erdogan nur ( !) knapp über 50% der abgegebenen Stimmen erhalten.

2. Die Kommentatoren in Deutschland heben die geringe Wahlbeteiligung hervor und sehen hier ein “demokratisch-bürgerschaftliches Bewußtsein als Bürger ” der Bundesrepublik.

Dies ist teils überheblich, steht nicht dahinter eine Auseinandersetzung mit der Politik Erdogans ?

3. Daß ca. 46 % der Wahlberechtigten nicht Erdogan gewählt haben, ist ein Zeichen für die Nichtallgewalt Erdogans und seiner AKP. die Konzentrierung der Medien auf ihn verstellt den Blick auf die liberalen  und demokratisch orientierten

Bürger der Türkei.

4. Wie positioniert sich die AKP in Zukunft ? Vielleicht unterschätzen wir hier die Positions Gülls und seiner politischen Freunde.

5. Von Deutschland aus wird sehr undifferenziert kommentiert. Zurückhaltung in allen Richtungen wäre angebracht. Die Fortschritte im westlichen Demokratieverständnis sind aus der türkischen Gesellschaft gekommen und nicht durch Abmahnungen der EU.

 

Europa wird gelinkt

…oder wie ist es zu lesen ( im Handelsblatt vom 12.6.2014 ), daß von den versprochenen 6 Milliarden € für die “BESEITIGUNG DER JUGENDARBEITSLOSIGKEIT in EUROPA ” noch kein Cent abgerufen , geschweige bewilligt wurde.

Wo in Think Tanks Politiktheoretiker und Parlamentarier sich angesichts der Wahlergebnisse 2014 schon Sorgen machen um die nächsten Wahl,  -  als ob Wahlbeteiligung der einzige Gradmesser für demokratisches Bewußtsein sei  – , da reduziert sich der europäische Gedanke eines jugendlichen Arbeitslosen in Spanien oder in Griechenland auf die Umgebung von 50 km seines Lebensraumes, da fragt er sich, wann er selbständig denken und arbeiten, somit leben kann.

Diese Generation wird bei der nächsten Wahl wieder nicht dabei sein, oder  aber , für manch eine , politikwissenschaftlich bemerkenswerte, Wahl sorgen. Und so werden auch bei der nächsten Wahl und bei der Wahlanalyse die Wähler europadistanzierter Parteien stigmatisiert, -   ein Le Pen-Wähler sei ja  Le Pen  -  , so einfach ist es nicht. Europa ist mehr als die Besetzung von Ämtern.

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